Nordschweden bis Stockholm
Ein herzliches Wilkommen erlebten wir in Schweden. Kurz nach der Staatsgrenze wurden wir bereits zu schwedischen Hot Dogs, Kaffee und Kuchen eingeladen. Grund dafür war ein Fest, welches genau einmal im Jahr dort stattfndet. Eine schwedische Familie öffnet dort jeden Samstag einen "fahrenden Supermarkt", welcher hauptsächlich von Norwegern genutzt wird. Sind die Preise dort doch noch einiges höher als in Schweden. Und eben einmal im Jahr organisieren sie ein Fest und wir waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Nach ein paar Hot Dogs und Keksen wurden wir noch reichlich beschenkt mit Wurst, Brot und Bier. Ein guter Start in Schweden. :)
Mit der Staatsgrenze wurde auch die Passhöhe erreicht und so ging es erstmals bergab. Wir waren spät dran und suchten uns bald einmal einen geeigneten Zeltplatz. Direkt am Seeufer wurden wir fündig, leider war dieser Platz aber auch Moskitoverseucht. Gut geschützt mit langen Kleidern (es war sowieso kalt), Mückenspray und Anti Mückenkerzen verbrachten wir dann noch einen schönen ersten Abend in Schweden. Der nächste Radeltag führte uns durch die typische nordschwedische Landschaft. See, Wald, sehr schöner See, Wald, ein zwei Holzhäuser, Wald und Rentiere. Letztere sahen wir aber nur an diesem einen Tag bis heute. Es mag vieleicht ein wenig langweilig klingen, aber wir genossen die Ruhe und das es kaum Verkehr hatte. Ebenfalls ist es sehr einfach einen wunderschönen Zeltplatz zu finden mit Seesicht. An baden war leider noch nicht zu denken, viel zu kalt. Am nächsten Morgen hatten wir nur noch eine kurze Etappe bis Arjeplog, der ersten etwas grösseren Siedlung mit Einkaufsmöglichkeiten. Wir gönnten uns einen Ruhetag auf dem Campingplatz und planten die nächsten Tage.
Unser nächstes grösseres Ziel war die Ortschaft Vilhelmina, von wo aus wir dann die Rundfahrt durch die angeblich schönste Gegend Schwedens machen wollten. Auf dem Weg dahin besuchten wir noch eine Deutsche Auswanderfamilie die eine Huskyfarm betreibt seit 11 Jahren. Die Hausherrin erzählte uns einige interessante Dinge über Schlittenhunde, das Leben im einsamen Norden und einer Begegnung mit Wölfen. Ziemlich spannend, aber für uns wurde auch klar, das der hohe Norden für uns defintiv keine Alternative zur Schweiz ist. :) Nach weiteren zwei Tagen radeln durch fast menschenleere Gegegenden kamen wir dann in Vilhelmina an, der ersten Stadt in Schweden. Nachdem wir soviele schöne Seen passiert hatten beschlossen wir, das es nun an der Zeit ist auch mal Angeln zu gehen. Leider sind wir beide ziemliche Amateure, weshalb wir auch gleich ein Anfängerset gekauft hatten im Fischerladen. Trotzdem, wir waren nun stolze Besitzer einer Angelrute. Wir liessen uns noch sagen, das Anfänger besondern viel Glück hätten. Trotzdem war die Ausbeute mager nach den ersten paar Auswürfen, eine Socke und ein paar Algen. Immerhin schnappten wir ein paar wertvolle Tipps auf vom netten Fischerkollege nebenan.
Da aber immernoch das Reisen und nicht das Fischen unsere Hauptbeschäftigung war machten wir uns auf den sogenannten Vildermarksvägen (soviel wie Wildnisstrasse). Das schöne Wetter aus Vilhelmina liessen wir leider hinter uns und es hiess im Regen strampeln und erst noch bergauf. Immerhin verbrachten wir eine trockene Nacht und es schien etwas besser zu werden. Im nächsten Dorf lösten wir gleich den Angelschein um uns einen gemütlichen Nachmittag am See zu machen und womöglich den "Znacht" zu fangen. Daraus wurde leider nichts, immernoch keinen einzigen Biss und keine Spur vom Anfängerglück. Auch Petrus meinte es nicht gut mit uns uns so gab es dine kurze nächste Etappe. Nach 20 Kilometer bei Regen, Gegenwind und 8 Grad hatten wir genug und nahmen uns das erste Mal eine Cabin. Wir wussten zwar, das es im Norden Schwedens nicht ganz so warm wird, aber ein wenig mehr hatten wir uns schon erhofft. Immerhin, es hörte auf zu regnen und hatten sogar ein wenig Sonnenschein um die letzten Höhenmeter zu meistern. Auf dem Plateu oben hatten wir dann endlich Aussicht auf die umliegenden Berge, vorher war alles durch die Regenwolken verdeckt. Es war aber noch immer zügig kalt und so ging es bald wieder runter, runter zurück in den Regen. In Gäddede, der grössten Ortschaft auf diesem Rundweg legten wir dann Pause ein und beschlossen das Sche...wetter abzuwarten. Zeit genug hatten wir ja. So genossen wir ein paar Tage auf dem Camping in einer kleinen aber gemütlichen Hütte.
Es hatte sich gelohnt, das Wetter wurde tatsächlich besser. So machte das Radeln gleich wieder mehr Freude. Wir schauten uns noch einen schönen Wasserfall an und hofften auf einen Elch, oder sogar einen Bären zu treffen. Ist es doch das am dichtesten besiedelten Bärengebiet in ganz Europa. Leider nein, weder Elch noch Meister Pelz zeigte sich, nichtmal ein paar Rentiere. Dafür hatten wir wirklich immer schöne Plätze zum Übernachten. Den schönsten hatten wir wohl in einem kleinen Dorf bei einer Familie. Sie liessen uns direkt an ihrem Badeplatz übernachten und es lag wohl auch daran, das es nun endlich Badewetter war! Über 20 Grad, das vermissten wir ziemlich. Das Wasser war A...kalt, aber gut tat es. Am nächsten Morgen plauderten wir noch ein wenig mit der Familie und sie zeigten uns noch das Fotoalbum vom Winter. Es war nur gut auf 200 Höhenmeter, aber einen Meter Schnee haben Sie locker im Winter. Die Kids fahren mit den Schneetöffs in die Schuld, das hat was. Und Übrigens, man kann sehr gut punkten wenn man etwas über den Langlaufsport weis. Von Colognia sind sie alle begeistert, dafür mögen sie Northug aus dem benachbarten Norwegen überhaupt nicht. Sehr sympathisch :)
Apropos Langlauf, einen Tag später trafen wir in Östersund ein, dem Langlaufmekka von Schweden. Hier findet auch jedes Jahr ein Weltcuprennen statt wofür sie ein eigenes Stadion gebaut haben. Vom Winter war aber nichts zu sehen, viel eher war der Sommer endlich da. Man merkte es den Leuten förmlich an, es schien als wäre die ganze Stadt am Storsjön, dem fünftgrössten See Schwedens. Dazu war gerade noch ein Festival im Gange und so entschieden hier wiedermal einen Ruhetag einzulegen. Nach einigen Tagen in Lappland waren wir nun in Mittelschweden angekommen und genossen es wieder mal in einer Stadt zu sein wo auch was läuft. Direkt vor unserem Zelt hatten wir einen Steg ins Wasser und damit die perfekte Angelmöglichkeit. Nach längere Pause konnten wir endlich wiedemal unser Glück versuchen.
Und siehe da, der erste Biss! :) Es war allerdings nur ein etwas kleinerer Egli und wir hatten schon gegessen, also schenkten wir ihm die Freiheit wieder. Aber immerhin, es ist doch möglich mit unserer Anfängerrute etwas zu fangen, wir hatten schon etwas gezweifelt.
Wir wollten uns mit Bettis Eltern und meiner Mutter in ein paar Tagen am Silijan See treffen, da sie dort Ihren Urlaub verbringen. Auf direktem Wege wären wir in drei Tagen dort gewesen, also bauten wir nich eine kleine Schlaufe ein. Wir mieden nun die Hauptstrassen gänzlich und hofften auf den verkehrslosen Wegen vieleicht doch noch auf einen Elch zu treffen. Aber vergebens, dennoch war es sehr schön und wir fanden einen schönen Platz auf einem Camping auf dem nur Schweden sind, dafür den ganzen Sommer. Er ist eigentlich geschlossen momentan für Neuankömmlinge, aber uns hiessen sie dennoch herzlich willkommen. Unsere Radtour beeindruckte sie mächtig, dabei erzählten wir nur von der jetztigen Tour in Skandinavien. :)
Mein oberstes Ziel war auf jedenfall einen essbaren Fisch zu fangen, also legte ich gleich los. Der See sei sehr gut zum Egli fangen liess ich mir sagen. Kurze Zeit später hatte ich aber nicht einen solchen am Haken sondern einen Hecht, der sich kräftig wehrte. So ein riesen Ding wollte ich nicht unbedingt fangen, aber ok, warum auch nicht. :) Ich brachte ihn an Land ohne das die Billigrute brach und präsentierte meinen Fang ziemlich stolz den routinierten Fischer. Deren Kommentare waren aber ziemlich frustrierend: "This is a shitfish" und "Only my Cat eat this Fish". Einer erbarmte sich dennoch und half ihn mir auszunehmen und versprach uns, das wir den später am Abend grillen werden. Es wurde auf jedenfall ein sehr lustiger Abend und die Schweden können auch feiern wie wir jetzt wissen. Wir erfuhren auch noch so Einiges über das Leben in Schweden und ebend meinen gefangenen "Shitfish". In Südschweden wird der anscheinend ganz gerne gegessen, aber hier wird er regelrecht verschmäht. Von zehn Leuten isst vielleicht ein Einziger Hecht.. Trotzdem der Gastgeber hielt Wort und grillte ihn dennoch. Betti und mir schmeckte er ganz gut, der Gastgeber probierte immerhin einen Bissen (den zweiten seit er 5 Jahre alt ist!), der Rest der Truppe ass ausnahmlos keinen Happen, obwohl ihn einige noch nie probiert hatten...Dieser "Shitfish", der gut schmeckt, hat defintiv keinen guten Ruf hier! Eine Katze war nicht zur Stelle und so wanderte ein gutes Kilo schön gebratener Fisch ins Feuer, schade drum...
Dafür legten sie sich sonst ins Zeug und bereiteten extra für uns eine Spezialität vor, die sie sonst nur beim Eisfischen essen. Eine Art Omlette mit Speck und Waldbeeren. War wirklich sehr lecker, nur den Namen konnten wir uns beim besten Willen nicht merken. Auch zum Frühstück wurden wir wieder eingeladen. Kartoffel, Speck und Wurst mit Rührei. Sehr deftig, aber lecker. Eigentlich die perfekte Mahlzeit für einen Radeltag, aber wir entschieden uns noch zu bleiben, den ich wollte noch einen Egli fangen. Wir liessen uns den besten Platz dafür zeigen und tatsächlich bissen sie sehr gut. Die ersten Zwei waren noch zu klein, aber der Dritte hatte weniger Glück und landete auf unserem Teller. Etwas klein fielen die Filets aus, aber sehr lecker. Frischer gehts nun wirklich nicht, vom Wasser auf den Teller in weniger als einer Stunde.
Am Abend erfuhren wir dann warum die Leute den Egli dem Hecht vorziehen. Sie räucherten extra frisch gefangene Exemplare und wir konnten probieren und uns eindecken für die nächsten Tage. Gerne nahmen wir einige mit, sie schmeckten einfach herrvorragend!!Einen besseren Fisch haben wir beide noch nicht gegessen. So gingen zwei wunderbare Tage bei den sehr gastfreundlichen Schweden zu Ende und wir machten uns auf den Weg weiter südwärts nach Rättvik. Bettis Eltern und meine Mutter verbrachten dort ihren Sommerurlaub und wir kamen bei Ihnen für ein paar Tage unter. In den kleinen Ferienhaus konnten wir für ein paar Tage die Füsse hochlegen und Ferien vom Reisen machen, toll wars :)
Nun befinden wir uns auf dem Weg nach Stockholm wo wir meinen Bruder empfangen werden. Er wird mit uns in den nächsten drei Wochen bis nach Kopenhagen radeln.
Rättvik, 05.08.2013