Tbilisi

Mir war klar, dass ich einige Tage in Tbilisi verbringen werde, da ich das Aserbaidschan Visum beantragen wollte. Deshalb habe ich mir ein möglichst günstiges Hotel gesucht im Stadtzentrum, wo ich die nächsten Tage verbringen konnte. Tbilisi ist ja bei uns besser bekannt unter dem Namen Tiflis. Dies ist aber die russische Version und die wird nicht sehr gerne gehört von den Einwohner hier.

Nachdem ich ein Hotel gefunden hatte wollte ich nochmals einen Versuch unternehmen meine nicht mehr dichte Rohloffnabe zu reparieren. Es wäre ohnehin schwierig geworden einen Velomech zu finden der sich mit Rohloffschaltungen auskennt. Ich schraubte einige Weile daran herum bis ich schliesslich den Fehler fand. Ich hatte bei der ersten Flickaktion ein Zahnrad verkehrt herum wieder eingebaut. Danach hatte es zwar wieder funktioniert, aber durch diese Zahnrad lief nun das Öl aus. Ein simpler kleiner Fehler der mich einige Nerven gekostet hat. Aber immerhin war nun alles wieder in Ordnung und ich war extrem erleichtert. So konnte ich mit einem guten Gefühl die nächsten Tage in der Hauptstadt verbringen.

Der nächste Programmpunkt war die Organisation des Aserbaidschan Visums. Ich habe das übliche Antragsformular ausgefüllt und mich mit Pass und Fotos auf den Weg zur Botschaft gemacht. Diese war natürlich geschlossen, ausgerechnet heute war ein Feiertag in Georgien. Ein Mann sprach mich an und fragte mich ob ich ein Visum brauche. Er nahm mich mit zu einer Reiseagentur wo sie mir anboten das Visum für mich zu organisieren. Ich habe schon gelesen, dass man eine Einladung benötigt um das Visa zu kriegen, aber ich hätte es gerne zuerst ohne versucht. Da die Botschaft aber geschlossen war nahm ich das Angebot an. Es kostete gut 100 Euro, dafür organisierten Sie mir die Einladung, das Visa und ich musste mich um nichts mehr kümmern. Drei Tage später konnte ich dann im Büro meinen Pass inklusive Visa abholen.

Die Tage bis dahin verbrachte ich damit mir die Stadt anzuschauen. Von der Narikala Festung hat man einen wunderbaren Überblick über die gesamte Stadt. Seit diesem Juli kommt man sogar auf bequemen Weg mit der Gondelbahn auf den Hügel. Allgemein wird die Stadt ziemlich moderniesiert. Auch die Peace Bridge, das neue Wahrzeichen, ist sehr modern gestaltet. Mir hat die Stadt besonders gut bei Nacht gefallen. Die Hotspots sind schön beleuchtet und es ist einiges los. Ebenfalls habe ich mir noch das Cupspiel des des FC Dinamo Tbilisi angeschaut. Erwartungsvoll machte ich mich auf den Weg zum Stadion und wollte etwas früher da sein um den Trubel rund ums Stadion noch mitzubekommen. Aber ich sah bis zum Stadion keinen einzigen Fan und war nicht mehr sicher ob das Spiel überhaupt stattfindet. Bein Eingang stand immerhin ein Ordner und ich fragte nach wegen Ticktes. "no Tickets" war seine Antwort! Ich dachte das kann nicht sein es ist ja wohl nicht ausverkauft. Aber mit "no Tickets" meinte er einfach das ich keines benötige und das Spiel gratis sei. Dagegen hatte ich natürlich nichts und so ging ich dann ins Stadion und suchte mir einen der ungefähr 54'000 leeren Plätzen aus.:) Bis zum Anpfiff kamen dann doch noch gut 30 Fans die ihre Mannschaft, immerhin gut hörbar im leeren Stadion, anfeuerten. Das Spiel war dann ziemlich einseitig und ging mit 8:0 aus. Schade, ich hatte schon auf ein wenig mehr Fussballbegeisterung von den Georgiern gehofft :)

Die Tage gingen schnell vorbei und bald konnte ich das Visum abholen, meine Sachen packen und die restlichen 50 Km bis zur Grenze in Angriff nehmen.

Die ersten Tage in Georgien waren nicht sonderlich gut gelaufen und das Materialpech hatte meine Stimmung gedrückt. Aber der letzte Tag vor Tbilisi und die Tage in der City waren auf jedenfall toll. So komme ich doch noch zu einem positiven Fazit, auch wenn ich das Land zwischenzeitlich (zu Unrecht) verflucht habe. :) 

Batumi - Tbilisi

Wie schon im letzten Bericht geschrieben war der Start in Georgien feucht fröhlich. Leider blieb auch das Wetter ziemlich regenerisch und somit entschied ich mich noch einen Tag länger als geplant in Batumi zu verbringen.

Die 180'000 Einwohner Stadt bietet nicht sonderlich viel, dafür ist die Strandpromenade umso schöner. Allerdings hatte ich erst am dritten Tag etwas davon als das Wetter endlich besser wurde. Es war einiges los entlang dem Meer, denn es scheint ein beliebter Ferienort bei den Russen zu sein. Vieles ist noch in Bau und es entstehen in naher Zukunft wohl einge neue Luxushotels...Mich hat die Stadt aber nicht sonderlich begeistert und ich war froh als ich endlich weiterfahren konnte.

Schnell war ich ausserhalb der Stadt und fuhr flussaufwärts dem Acharitskali Fluss entlang. Ich traf auf der Strasse mehr Kühe als Autos an, was das Radeln sehr angenhem machte. Die Hauptroute nach Tbilisi führt durchs Flachland im Inneren des Landes und ich wählte den Weg übers kleine Kaukasusgebirge. So konnte ich dem Transitverkehr aus dem Weg gehen. Dafür standen mir einige Höhenmeter bevor, aber diese nahm ich gerne in Kauf. Die Landschaft war wirklich sehr schön und ich kam auf guter Strasse flott voran. Immer wieder ging es durch kleine Dörfer in denen ich ungläublig und fragend angeschaut wurde. Ich fühlte mich teilweise nicht unbedingt willkommen und wurde selten zurückgegrüsst. Vielleicht waren sie auch einfach überrascht hier einen Fahrradfahrer anzutreffen. Radfahren ist in Georgien nicht sehr verbreitet und erst nicht in den Bergen.Nach gut 70 km war ich erst auf 300 Höhenmeter angekommen. Mein Etappenziel war Khulo und das liegt auf 900 Meter über Meer und so kam was kommen musste. Die letzten 10 km des Tages ging es nochmals steil hinauf und so musste ich mir mein Abendessen erst noch verdienen. Als ich im Dorf angekommen war und nach einem Platz zum zelten fragte wurde ich zu einem Hotel geführt. Ich war überrascht, das es in diesem Kaff ein Hotel gab, aber das Angebot für 10 Euro die Nacht wollte ich dann nicht ausschlagen. So gab es eine warme Dusche und ein bequemes Bett nach einem tollen Tag.

Ein Taxifahrer warnte mich am nächsten Morgen noch vor der holprigen Strecke die nun kommen würde. Ich dachte so schlimm kann es nicht sein, aber nun weis ich, dass er nicht übertrieben hat. :) Gleich nach Khulo kam eine Abfahrt bei der ich mich mit gut 10 km/h den Berg runterbremste. Die Strasse wurde auch beim Aufstieg nicht besser und so kam ich nur sehr langsam voran. Es machte aber trotzdem Spass und ich nahm die Herausforderung an für das Fahrrad und mich. Es blieb mir ja auch nichts anderes übrig, aber es fährt sich deutlich besser mit positivem Denken :) Ab und zu wurde ich von Bussen überholt und ich staunte manchmal wirklich nicht schlecht, was hier sonst noch ausser mir den Pass hochfährt(siehe Bilder). Nach meinen bisher strengsten, aber auch schönsten 1300 Höhenmeter erreichte ich dann endlich die Passhöhe und war das erste Mal auf über 2000 Meter über Meer. Die Aussicht war toll und es ist schade, das hier nun ein neues Skigebiet aus dem Boden gestampft wird. Leider war auch die Abfahrt ziemlich anstrengend aufgrund der schlechten Strasse, aber immerhin ging es bergab. Im Tal angekommen fand ich dann auch bald ein schönes Plätzchen um mein Zelt aufzuschlagen.

Ich dachte schon mein Fahrrad hat den Härtetest bestanden, aber dem war leider nicht so. Am nächsten Morgen merkte ich, dass die Schaltung klemmt und die Scheibenbremse leicht verbogen ist. Ich versuchte zu reparieren was reparieren war. Wer mich allerdings kennt weis, dass ich alles andere als der geborene Mechaniker bin :) ich kriegte es dennoch hin, das ich wieder schalten konnte und die Bremse nicht mehr am Rad streifte. Nach der nächsten Nacht merkte ich allerdings, das nun das Öl aus der Schaltnabe ausläuft. Ich hatte keine Ahnung wieso und war nun das erste Mal etwas hilflos. So wollte ich auf keinen Fall nochmals einen Pass fahren und so enschied ich mich auf die Hauptroute zurückzukehren und so schnell wie möglich in Tbilisi anzukommen. Es macht nicht unbedingt Spass radzufahren wenn man genau weis, das am Rad etwas nicht in Ordnung ist. 

30 Km vor Tbilisi sprachen mich bei einer Pause drei Männer an und luden mich ein an Ihren Tisch zu sitzen. Mir wurde Bier eingeschenkt und obwohl wir keine gemeinsam Sprache sprachen verstanden wir uns ziemlich gut. Es wurde immer später und später und irgendwann beschlossen sie nach Tbilisi zu fahren. Und mein Rad wurde selbstverständlich aufgeladen ohne auch überhaupt zu fragen. Aber mir war das eigentlich gerade recht:)In der Stadt fuhren wir auf ein Firmengelände wo es dann wieder Bier gab und dazu getrockneten Fisch mit Brot. Es kamen weitere Leute dazu und alle hatten eine riesen Freude an mir und meinem Rad. Als ich noch zwei georgische Fussballnationalspieler aufzählte war ich sowieso ihr bester Freund ;)Als das Bier aus war war es bereits dunkel. Nachdem ich ihr Angebot in der Führerkabine eines LKW's zu schlafen ausgeschlagen hatte brachten sie mich zu einem Hotel. Leider viel zu teuer und so machte ich mich ein bisschen beduselt alleine auf den Weg ein bezahlbares Zimmer zu finden. Es war ein absolut lustiger Abend und ich lernte die sehr gastfreundliche Seite der Georgier kennen. Aber das Wichtigste war, das ich in Tbilisi war und mich um mein Rad kümmern konnte.