Baku

Meine Reise hat mich nun also bis ans Kaspische Meer nach Baku gebracht. Ich bin mir erstmals bewusst geworden, das ich schon ein ganzes Stück mit dem Rad voran gekommen bin. Nach über 6000 Km werde ich von hier nun aber den Flieger nehmen um nach Dubai zu kommen. Zuerst hatte ich aber noch einige Zeit in Baku vor mir.

Ich suchte mir ein eingermassen bezahlbares Hotel und richtete mich ein für die nächsten Tage ein. Die Bearbeitung für mein Indien Visa wird einige Zeit in Anspruch nehmen, das war mir bewusst. Das es dann allerdings so umständlich wurde hatte ich nicht gedacht. Beim ersten Besuch hatte ich alle Unterlagen, laut Homepage, beisammen und war zuversichtlich, dass es keine Probleme gibt. Der Botschafter schickte mich aber wieder fort, mit der Aufforderung einen Kopie des Flugtickets nach Indien mitzubringen. Also buchte ich kurzerhand den Flug von Oman nach Indien und brachte die Kopie eine Stunde später wieder zurück. Allerdings reichte auch das noch nicht, den nun verlangte er noch einen Brief in dem ich beschreiben sollte, was ich genau machen werde in Indien. Bevor ich wieder zum Hotel zurückkehrte fragte ich noch:"anything else?" Er: "No, that's all what we need". Von wegen! Als ich am nächsten Tag wieder antanzte verlangte er nun auch noch ein Rückflugticket. Obwohl ich ihm, langsam etwas angepisst klarmachte, dass ich das genaue Datum der Abreise aus Indien nicht kenne und das bereits in dem Brief erwähnte bestand er darauf. Also musste ich nun auch noch den Weiterflug aus Indien buchen und nach meinem vierten Besuch akzeptierten sie endlich meinen Antrag. Der Abholtermin des Visas war allerdings erst nach fünf Arbeitstagen möglich und dazwischen lag noch das Wochenende. So hatte ich nun über eine Woche Zeit mir die Stadt anzusehen. 

Mir ist schon bei der Einfahrt nach Baku aufgefallen, dass es enorm viele moderne Bauten gibt. Es gibt viele Bodenschätze wie Öl in Aserbaidschan, dementsprechend ist auch viel Geld vorhanden. Ein Teil wurde grosszügig in die Stadt investiert und es hat sicherlich auch der Eurovision Songcontest, der dieses Jahr hier stattfand, seinen Teil dazu beigetragen, das die Stadt moderniesiert wurde. Viele teure Luxushotels, Shopping Malls und Event Hallen sind entlang de Promenade zu finden. Vor allem bei Nacht sind die Bauwerke toll beleutet, allem voran die Flame Towers. Ein dreiteiliger Komplex aus einem Buisness, Hotel und Livingtower bestehend. Vom Fernsehturm aus hätte man sicherlich einen tollen Überblick über die Stadt, aber man muss im Restaurant Essen, damit man überhaupt hinauf kann. Dies war mir allerdings zu teuer. 

Ansonsten ist mir aufgefallen, das fast alle Leute extrem gut gekleidet sind. Ich fiel da mit meinen Flip Flops und Shorts ziemlich aus der Reihe :) Es gibt auch zahlreiche teure Kleidergeschäfte und sonstige Luxusshops. Der Grossteil der Bevölkerung verdient allerdings nicht gerade viel. Der Rezeptionist aus menem Hotel zum Beispiel 300 Manat pro Monat, was etwa 300 Euro entspricht. Dennoch sind die Strassen mit Luxuskarossen übersät. Ich hatte noch nie zuvor so eine Dichte an SUV's gesehen. Die Erdbodenschätze machen wohl einge Leute enrom reich hier.

Ich traf auch noch auf einige Radler. Das erste Mal, dass ich auf Schweizer traf auf meiner Reise. Da sie aus der Romandie kamen und kein Deutsch konnten unterhielten wir uns hauptsächlich in Englisch, da mein Französisch langsam ein wenig eingerostet ist :) Am nächsten Tag checkten zwei Österreicher im selben Hotel ein. Ich habe ihnen erzählt das ich am Abend ins Stadion gehen werde um das WM Quali-Spiel Aserbaidschan-Israel anzuschauen. Sie sagten spontan zu und so machten wir uns gemeinsam auf den Weg. Es war das Eröffnungspsiel im neu renovierten Nationalstadion und dennoch hatte das Ganze nur einen Eingang. So gab es ein unglaubliches Gedränge und wir wurden regelrecht gegen die Gitter gedrückt bis die Tore endlich aufmachen. Ein nicht sehr tolles Gefühl so zerdrückt zu werden. Im Stadion war dann aber alles wunderbar geregelt und Stimmung war ziemlich gut. Obwohl es nicht ausverkauft war wissen die Aseris wie man Stimmung macht. Für die 2 Euro Eintritt die wir bezahlen mussten war dies ein ziemlich tolles Erlebnis:) 

Nach ein paar Tagen hatte ich aber die Stadt langsam gsehen. Ich machte mich auf die Suche nach Karton, den ich benötigte um mein Rad zu verpacken. Die Leute schauten mich teilweise schon etwas ungläubig an als ich die Abfalltonnen durchwühlte :) Nach einer Woche warten konnte ich dann endlich mein Visa abholen. Tatsächlich, ich habe grünes Licht für Indien :) Die Erleichterung war gross und sofort buchte ich einen Flug nach Dubai für den nächsten Tag. Mühsam verpackte ich mein Rad und machte die restlichen Sachen flugbereit. Das Hotel war so nett und brachte mich frühmorgens für kleines Geld an den Flughafen. Mir war etwas mumlig zumute und ich war nicht sicher, ob ich mein riesen Gepäck einfach so aufgeben kann. Nach einigem Hin hin Her und um 150 Euro ärmer war mein Gepäck dann aber doch auf dem Check-in Laufband verschwunden. So hiess es ab in den Flieger und hoffen, dass das Rad auch einigermassen heil ankommt in Dubai...

Ich verbrachte nicht viele Tage auf dem Land in Aserbaidschan, aber diejenigen waren grossartig. Ich erlebte eine tolle Gastfreundschaft und nur freundliche Menschen. Ebenfalls ist es sehr günstig, abgesehen von den Hotels. Einzig die vielen angriffslustigen Hunde waren etwas mühsam. In der Türkei und auch in Georgien hatte es deutlich weniger als hier. Man muss wissen, das die Hunde nur Radler gegenüber agressiv sind. Fussgänger und Autofahrer sind ihnen egal, aber der Radfahrer ist ihnen ein Dorn im Auge. Entweder man steigt vom Rad ab und läuft ein Stück, oder man bellt lautstark zurück und schmeisst ihnen jegliche Beleidigungen an den Kopf. Sprache egal :) Ich habe mich jeweils für die zweite Variante entschieden. Sie funktioniert gut und die Einheimischen hatten ihren Spass daran :)

Nachdem auch in Aserbaidschan der Sommer langsam ausklingt erwartet mich bei den Arabern wieder Temperaturen jenseits der 35 Grad. Mal schauen wie ich damit zurecht komme...


Grenze bis Baku

Genau wie Georgien war auch Aserbaidschan in meiner ursprünglichen Route nicht eingeplant. Ich habe mich auch nicht gross informiert vorher und wollte das Land einfach auf mich zukommen und wirken lassen. 

Der Grossteil der Bevölkerung sind Muslime, allerdings wird es nicht derart praktiziert wie in der Türkei. Die meisten Frauen tragen keine Kopftücher, sie grüssen mich und schauen nicht "verkrampft" an mir vorbei und auch die Anzahl an Moscheen ist viel geringer. Nach der Grenze hat sich also vorerst nicht viel verändert. 

Da ich erst am Abend die Grenze überquerte wollte ich mir bald einen Platz zum Zelten suchen. Im ersten Dorf fragte ich eine Gruppe junge Männer nach einem Platz. Sie gaben mir zu verstehen das ich kurz warten soll und nach ein paar Minuten kam Ali dazu. Ali spricht gut Englisch und lädt mich sofort zu sich nach Hause ein. Da habe ich natürlich nichts dagegen und folge seinem Wagen zum Haus seiner Eltern. Stolz stellt er mich ihnen vor und schon sitze ich am Tisch bei einem Begrüssungswodka. Ali übersetzt für seine interessierten Eltern und bald machte sich die Mutter in der Küche zu schaffen. Ein Huhn aus dem Garten musste dran glauben und dazu gab es Reis mit getrockneten Früchten. Mit dem Onkel musste ich danach noch einige Wodkas kippen bevor es mit dem Vater, dem Cousin und Ali zu einem abgelegenen Restaurant ging. Dort wollten sie mir unbedingt noch die aserbaidschanische Art des Kebaps auftischen. Sehr lecker, aber ich konnte schon fast nichs mehr essen :)
Ali wollte unbedingt das ich noch länger bleibe und mit ihm fischen gehe am nächsten Tag. Nach ein paar Bier hatte er mich überredet :) Am nächsten Tag wurde ich zuerst bei seiner Tante eingeladen zum Mittagessen bevor es dann zum Angeln ging mit zwei seiner Freunden. Die Fische werden aber nicht geangelt sondern mit einem Netz gefangen. Sie spannen eine Art Tennisnetz über den Fluss und rennen mit diesem den Fluss hinunter. Ziemlich lustig zum zuschauen aber erfolgreich.:) Die Fische wurde dann auch gleich verarbeitet von der Mutter und verspiesen. War sehr lecker und frisch! Es gab dann noch ein ausgiebes Fotoshooting in allen Variationen und Posen. Nun ist die Familie mit neuen Fotos ausgerüstet und so konnte ich immerhin etwas zurückgeben. Die Gastfreundschaft war wahnsinnig toll und so etwas kann man wohl in Europa nur selten erleben.

Bei strömendem Regen ging es dann weiter Richtung Baku. Die Leute sind unheimlich freundlich und sehr interessiert. Bei jeder Pause werde ich belagert und beschenkt. Nach gut 150 km komme ich völlig durchnässt im Ort Ganja an. Ich habe mir dort noch einmal meinen Zeitplan überdenkt und festgestellt das ich irgendwie ein paar Tage gut machen muss. Ich radelte am nächsten Tag nochmals 60 km, allerdings alles gegen den Wind und in einer nicht sehr spannenden Gegend. So entschloss ich mich kurzerhand einen LKW Fahrer zu fragen ob er mich mit nach Baku nimmt. Gleich beim Ersten hat es geklappt und so wurde mein Rad aufgeladen und ich konnte vorne in der Führerkabine einsteigen. So sparte ich mir gut 300 km und etwa drei Tage. Am Abend um 8.00 Uhr erreichten wir Baku und ich machte mich auf die Suche nach einem Hotel im Zentrum. 

Ich werde mir hier das Indien Visum besorgen, deshalb bin ich einige Tage in der City. Es gibt sicherlich einiges zu erleben in dieser 2 Millionen Stadt. Zu einem späteren Zeitpunkt werde ich dann noch einen Bericht darüber schreiben und einige Fotos hochladen.

Jetzt geniesse ich aber zuerst die Tage in dieser ziemlich modernen Metropole.Bin also erreichbar per Mail, Facebook, etc.

Liebe Grüsse
Zimel

Baku, 06.09.2012