Südinsel

Die Fähre die uns auf die Südinsel bringen sollte war riesig, es fühlte sich eher wie ein Kreuzfahrtschiff an, dabei dauert die Überfahrt nur etwas mehr als drei Stunden. Einckecken wie beim Flughafen und schon gings los. Wir sassen die ganze Zeit auf der Aussenterrasse und während Wellington am Horizont verschwand hielten wir Ausschau nach Delfinen. Oft begleiten sie die Fähre ein Stück weit, aber wir hatten leider kein Glück. Um an die Anlegestelle in Picton zu gelangen muss der Kapitän die Fähre durch die Fjorde der Marlborough Sounds manövrieren. Eine wunderbare Landschaft die wir bei Sonnenschein geniessen konnten, auch wenn der Wind ziemlich kalt war.

Wir radelten noch am selben Nachmittag weiter, alles entlang der Fjorde. Eine der schönsten Strecken, wenn nicht die Schönste auf meiner gesamten Reise. Das Wetter spielte perfekt mit, aber zum Baden war es dann doch zu kalt, obwohl die vielen Buchten eigentlich perfekt dazu gewesen wären. Ein perfekter Start allerdings auf der Südinsel, so wie wir uns das vorgestellt haben. :) Nur zeigte sich die Südinsel leider am nächsten Morgen von einer anderen Seite. Wir mussten bereits bei Regen losfahren und dieser wechselte dann von strömendem Regen in leichten Hagel und dies war dann nicht mehr sehr angenehm. Die zwei Anstiege die noch zu bewältigen waren machten das Ganze auch nicht leichter und so gönnten wir uns das erste Mal seit Auckland wieder ein Bett. Wir mieteten in Nelson eine Cabine auf dem Camping und konnten und so wieder aufwärmen und alles trocknen. 

Unser Plan war es von Nelson aus einen Abstecher in den berühmten Abel Tasman Nationalpark zu machen und dort einen Tag auf dem Wasser in einem Kajak zu verbringen. Allerdings machte das nur bei gutem Wetter Sinn und das Wetter war ziemlich wechselhaft. Wir entschieden uns dann dennoch am nächsten Tag hinzufahren und zu hoffen. Wir wurden nicht enttäuscht, das Wetter war perfekt und der Tag auf dem Wasser einfach nur genial. Nach einer kurzen Instruktion an Land konnten wir uns mit unserem Zweierkajak selbst auf Erkundungstour machen. Es waren nur noch drei andere Paare auf dem Wasser, in der Hauptsaison sieht das wohl ein wenig anders aus. Unser Ziel war die Nordseite einer nahen Insel, wo sich eine Seehundkolonie aufhält und die Jungen gut drei Monate alt sind. Wir mussten nicht lange warten und bald sah Betti den Ersten im Wasser am Nahrung suchen. Wir schauten eine Weile zu bis wir die vielen anderen entdeckten die sich auf den Steinen sonnten. Eine schöne Sache die Seehunde mal in der freien Natur zu beobachten. Wir glitten nah am Ufer entlang und irgendwann weckten wir die Neugier von drei Jungtieren die im Wasser am spielen waren. Der Mutigste von Ihnen schwamm zu uns heran, setzte sich gut einen Meter von uns entfernt auf einen Stein, beobachtete uns ein paar Sekunden und sprang zurück ins Wasser. Wir strahlten bis über beide Ohren :) Zum z'Mittag padelten wir einfach zum nächsten Strand und picknickten da mit einem wunderbaren Ausblick aufs Festland und den Nationalpark. Einen super Tag erlebten wir und gerne hätten wir auch einen zwei oder drei Tagestrip gemacht, aber die Wettervorhersage war ziemlich schlecht für die nächsten Tage.

Das Wetter brachte nicht nur Regen, sondern auch den ersten Schnee. Zwar nicht bei uns, aber auf den Gipfeln in der nahen Umgebung. Dementsprechend kalt wurde es und dies bekamen wir besonders in der nächsten Nacht zu spüren. Wir waren auf gut 500 Höhenmeter am wild Zelten und die Nacht war eisig und klar. Wir waren sehr sehr froh um unsere Winterschlafsäcke.:) Am nächsten Morgen beneidete ich erstmals Betti um ihre Handschuhe die sie mitgenommen hatte, ich war überzeugt, dass ich diese auf meiner Reise nicht benötige.;) Immerhin wurde es bald sonniger und wir konnten bei angenehmen Temparaturen richtung Westport radeln an die Westküste. Wir freuten uns auf einen Ruhetag und das etwas wärmere Klima. 

Aus dem einen Ruhetag wurden zwei. Wir hatten keine Lust bei Dauerregen loszufahren und so verbrachten wir mehr oder weniger zwei ganze Tage auf dem Camping. Das junge Campingbüsi fand uns ziemlich nett, speziell nachdem wir es mit unseren Vorräten gefütterten hatten. Auf jedenfall wich es nicht mehr von unserer Seite und wir adoptierten es kurzerhand für drei Tage :)
Mitnehmen konnten wir es dann aber doch nicht, wir schleppen schon genug Gepäck mit. Nach Westport waren einige Etappen entlang der Westküste angesagt. Wir besuchten nochmals eine Seehundkolonie, diesmal vom Land aus und deshalb kamen wir auch weniger nah ran. Weiter ging es dann zu den Pancakerocks, die uns aber ein wenig enttäuschten. Im Reiseführer sind die ein bisschen euphorisch beschrieben :) 

An das wechselhafte Wetter hatten wir uns nun gewöhnt und auch an die hügelige Küste. An was wir uns nur ungern gewöhnt hatten waren die Sandfliegen, was für eine Plage. Diese blutsaugenden agressiven Mistfiecher sind extrem nervig und setzen sich überall hin, wo es nur eine kleine freie Haustelle gibt. Die schönsten Campingplätze am Ufer von Seen werden so manchmal zum Alptraum. Wir hatten immerhin das Glück, das wir aufgrund der kalten Temperaturen sowieso lange Sachen anziehen mussten und so nur noch das Gesicht und Hände frei waren. Dafür gibt es auch weniger "Opfer" als in der Hochsaison wenn es etwas mehr Leute um einen rum hat. Wir fanden oft Schutz im Zelt und wenn die kleinen Bestien vergeblich versuchten einzudringen und zwischen Innen und Aussenzelt schwirrten hörte sich das wie Regen an. Immerhin sind die Dinger leicht zu töten, flink wie die Mücken sind sie nicht. Dies war aber auch das einzig negative an der Westküste und irgendwann hat man sich auch an diese Plage gewöhnt. 

Ebenfalls kamen wir noch an zwei Geltscher vorbei, dessen Zungen bis auf gut 300 Höhenmeter hinuter kommen. Franz Josef und Fox Gletscher und dessen gleichnamige Dörfer sind ein Touristenmagnet und deshalb total überteuert. Wir hatten unsere Taschen wiedermal voll bepackt mit Essensvorräten um nicht auf die kleinen teuren Läden angewiesen zu sein. Dafür mussten wir halt auch einige Kilos mehr über die Hügel schleppen. In Fox Glacier machten wir dann dennoch eine Pause, diese war allerdings nicht geplant und kam folgendermassen Zustande. 

Wir übernachteten auf dem Camping in Fox und schauten vor der Abfahrt noch beim schönen Lake Matheson vorbei, indem sich der Mount Cook so prächtig spiegelt. Kurz nach Fox kam gleich eine gut ein Kilometer lange Baustelle, auf der es ordentlich holperte. Am Schluss dieser Baustelle merkte ich, dass ich mein Bordcomputer samt Halterung verloren hatte. Er musste während der Baustelle runtergefallen sein den vorher habe ich noch draufgeschaut. Alles suchen half nichts, ich fand das Ding nicht mehr, obwohl mir auch noch ein Bauarbeiter geholfen hatte. 
Da es mittlerweile Mittag war beschlossen wir nach Fox zurückzukehren. Schade, ich war sehr zufrieden mit dem Kilometerzähler und hing an dem Teil. Als wir dann am nächsten Tag wieder die Baustelle passierten waren die Bauarbeiter gerade in der Pause und winkten mich heran. Tatsächlich, einer dieser Jungs hatte wirklich das Ding gefunden und sich an mich errinert!! Es gibt sie also noch die kleinen Wunder :D

Richtig glücklich fuhren wir weiter nach Haast, an diesem Ort endete die Westküste für uns und die Strecke führte über den Haastpass ins Innenland. Wir gönnten uns wiedermal Fish und Chips, so etwas wie das Nationalgericht der Neuseeländer. Danach gings ziemlich steil und vor allem bei hefigem Wind hinauf auf die Passhöhe. Immerhin die tiefste Möglichkeit um die Neuseeländischen Alpen zu überqueren. Später setzte noch der Regen ein und wir waren richtig froh, dass wir bald darauf eine Cabin mieten konnten mit Heizung und warm Wasser. Manchmal beneiden wir sie schon die Camper, die winkend und mit einem Lächeln uns überholen...:)

Der nächste Tag wiederum war dann wirklich schön, alles direkt am See entlang. Zuerst am Lake Wanaka, dann am Lake Hawea um am Schluss in Wanaka anzukommen mit dem gleichnamigen See. Die verschneiten Berge im Hintergrund wurden leider durch Wolken bedeckt, das hätte tolle Bilder gegeben. Trotz Kälte legten wir in Wanaka einen Tag Pause ein, denn uns stand nochmals eine Passfahrt bevor um an den Lake Wakatipu zu gelangen, der vor allem wegen der Actionstadt Queenstown bekannt ist. Unsere Seite für den Aufstieg war wesentlich angenehmer als die andere. Es ging gut 40 Km hinauf, dafür nicht allzu steil. So bestanden wir auch die wohl letzte richtige Bergetappe in Neuseeland mit Bravour und rollten zum See hinunter. Die Mühe auch noch nach Queenstown zu radeln sparten wir uns. Muss zwar schön sein, aber auch nicht besser als Wanaka und die teuren Touristenattraktionen wollten wir uns sowieso nicht leisten.

So bogen wir vorher ab in Richtung Invercargill, die südlichste Stadt Neuseelands. Es war schon fast komisch zwei Tage zu fahren fast ohne Höhenmeter zu machen. Wir genossen es aber mal ordentlich Kilometer zurückzulegen, da wir ausnahmsweise sogar noch Rückenwind hatten. Eigentlich wollten wir gleich noch weiterfahren bis in die Curio Bay um dort hoffentlich Delfine und Pinguine zu sehen, aber das liebe Wetter spielte nicht mit. Wir hatten sowieso noch genügend Tage Zeit und so gab es halt schon wieder eine Pause.

Die Pause hat sich gelohnt, bei schönstem Wetter und bei Rückenwind gings Richtung Curio Bay. Das ganze Gebiet nennt sich die Catlins und dieses ist unserer Meinung nach einer der schönsten Flecken von Neuseeland. Eine wilde rauhe Küstengegend mit grosser Tiervielfalt und wunderschönen verkehrsarmen Strecken. Wenn man auch noch in die "richtige" Richtung fährt wie wir hat man wunderbar den Wind im Rücken. Wir erwarteten einige Leute auf dem Camping an der Curio Bay, da diese doch ziemlich bekannt ist. Aber es waren nur wenige andere Camper da, in diesem sehr spartanisch eingerichteten Zeltplatz. Dafür war die Natur darum herum wirklich einsame Spitze. In der Bucht nebenan lassen sich die seltenen Gelbaugen Pinguine beobachten wie sie bei Dämmerung aus dem Wasser zurück in ihre Nester watscheln. Sie schienen an Zuschauer gewöhnt und so hielt sich ihr Scheu in Grenzen. 

Die Porpoise Bay gleich beim Camping ist bekannt dafür, dass die Hector Delfine bis fast an den Strand schwimmen. Wir waren leider etwas spät dran in der Jahreszeit, aber wir haben sie dennoch entdeckt allerdings weiter draussen. Viel mehr als die Rückenflossen und ein gelegentliches aufspringen bekamen wir aber nicht zu sehen. Trotzdem hat sich der Abstecher hierhin voll und ganz gelohnt wie wir fanden. Wir verbrachten zwei schöne Tage da bevor es uns weiterzog an der hügligen Küste der Catlins. Wir waren immernoch gut im Zeitplan und konnten uns den "Luxus" erlauben nunTagesetappen von höchstens 35 Km zu machen. Dabei gab es jeweils genügend Zeit für einen Ausflug am Nachmittag wie zum Beispiel den zu einer Seelöwenkolonie. Nach einer guten Stunde Laufen am Strand entlang gab es einen Pfad zu einer versteckten Bucht. Ein heisser Tip vom Campingbetreiber den er uns freundlicherweise verriet. Dort tummelten sich auf jedemfall etliche Seelöwen, eine banze Kolonie. Man kann ziemlich nah ran wenn sich ein Männchen aber aufrichtet tritt man automatisch den Rückzug an. Diese Brocken werden bis zu 500 kg schwer und sind flinker als sie aussehen. Es gab einige Machtkämpfe, aber die meisten von ihnen lagen doch eher faul herum. Auf jedenfall das grösste freilebende Tier was wir beide je zu Gesicht bekamen.


Kalt wurde es langsam aber sicher wieder, in der Nacht nahe der 0 Grad Grenze. Auch am Tag stieg das Thermometer nur knapp bis 10 Grad und bei Regen fühlte sich das noch kälter an. Wir freuten uns schon beide auf den kalifornischen Sommer :) Auf der letzten Etappe schafften wir es dann doch noch uns zu verfahren und der Umweg leitete uns anstatt dem Meer entlang nochmals über eine steilen Hügel. Naja, wir waren uns ja mittlerweile gewöhnt und so konnten wir immerhin am Schluss nur nich hinuterfahren, mitten ins Zentrum von Dunedin. Unserem letzten Stopp in Neuseeland. Vier Tage blieben uns noch um die Stadt ein wenig auszukundschaften und die Räder flugtauglich zu machen. 

In Dunedin gibts die angeblich steilste Strasse der Welt, steht auf jedenfall im Guiness Buch der Rekorde. Wir haben sie natürlich besucht und man kann sagen, ja die ist wirklich steil, sehr steil. Mit dem Rad hinaufzufahren scheint eher schwierig, mit Gepäck unmöglich :) Am steilsten Stück neigt sich die Strasse um 35 Grad!
Wir besuchten noch das letzte Mal den Strand, genossen eine Portion Fish and Chips und bereiteten die Möwen mit den fettigen Frittes auf den Winter vor. :) Ansonsten haben wir nicht allzu viel unternommen und haben jeden Tag ordentlich ausgeschlafen. Bald hiess es Abschied nehmen und wir wurden zum Flughafen transportiert.

Das einchecken verlief leider ziemlich mühsam. Die Dame am Schalter zögerte ziemlich weil die USA uns nur 90 Tage Zeit geben wird. Wir haben allerdings in Monaten gerechnet und so kommen wir auf 92 Tage anstatt die 90 Tage bis unser Flug von den Staaten nach Europa geht. Nach einigem hin und her hat sich aber herausgestellt, das die Amis nicht die Tage zählen sondern die Nächte. Auf jedenfall hat uns die Dame dann doch das Ticket ausgestellt obwohl wir ja nach Adam Riese 91 Nächte verbringen werden. Seis drum, wir sind nun auf jedenfall in Auckland und warten auf den Weiterflug nach San Francisco, ob und wie wir da dann durch den Zoll kommen sehen wir dann...

Das trübt allerdings nicht unser Fazit über Neuseeland, wir hatten hier eine fantastische Zeit. Trotz der vielen Hügel, oder gerade desewegen(?) ist es ein perfektes Land um mit dem Rad zu Reisen. Unglaublich viele schöne Strecken, die aufgrund der wenigen Einwohner nicht sehr befahren waren. Auch von der Reisezeit waren wir ganz zufrieden, auch wenn es gegen Ende ein wenig kalt wurde. Der grosse Touristenandrang war vorbei und so hatten wir oft Zeltplätze mehr oder weniger für uns alleine. Die Südinsel hat uns wie erwartet besser gefallen, mehr Highlights, mehr Abgeschiedenheit und eine grosse Tiervielfalt. Wahrscheinlich würden wir nächstes Mal nur eine Insel bereisen, den zwei Monate sind zu knapp für beide. Vieles mussten wir noch auslassen, aber vielleicht gibts ja ein Wiedersehen mit Neuseeland. Wir hoffen es auf jedenfall...

Nordinsel

Schlaf gab es mal wieder keinen auf dem langen Flug nach Neuseeland, ich krieg das einfach nicht hin. Immerhin ist das Unterhaltungsangebot von der Malaysia Airline ziemlich ergibig und so vergingen die Stunden trotzdem einigermassen zügig. Ich war auf eine lange Zollprozedur vorbereitet, da die Neuseeländer ziemlich akribisch Outdoorausrüstung kontrollieren auf nicht willkommene Tierchen und Dreck. Mein Zelt und Rad hatte ich ordentlich gewaschen, aber schlussendlich wurde das Rad gar nicht erst angeschaut, einzig das Zelt desinfiziert. Entweder ist alles nur halb so schlimm wie es oft erzählt wird oder ich hatte einfach Glück. So stand dem Projekt Neuseeland nichts mehr im Wege und in der Empfangshalle wartete auch schon sehnsüchtig meine Freundin Betti auf mich. Ein Moment auf den wir beide lange gewartet und hingefiebert haben...

Der Plan mit dem Rad ins Stadtzentrum zu fahren fiel aber schonmal ins Wasser. Betti hat den 28 h Trip mit zweimal umsteigen wunderbar hingekriegt, ihr Rad leider nicht. Es blieb in London stecken und sollte zwei Tage später ankommen. Toller Start!:) Es war aber nur halb so schlimm, da wir ja sowieso die ersten drei Tage in Auckland verbringen wollten und das Rad dann bis vor die Hoteltür geliefert wurde. 

Auckland, Stadt der Segler, hat uns auf Anhieb sehr gut gefallen. Ein prächtiger Hafen mit noch prächtigeren Segelschiffen, schöner Uferpromenade und dahinter die Skyline der Stadt. Ich musste mich zuerst einmal wieder an ein westlich orientiertes Umfeld gewöhnen nach den über sechs Monaten in Asien. Es fühlte sich fast ein wenig wie Zuhause an, einfach am anderen Ende der Welt. Wir haben uns ein Studio gemietet mit Kochnische und ich freute mich wiedermal selber zu kochen. Vorbei mit drei Mal täglich im Restaurant essen, das lässt das Budget nicht mehr zu. An die Preise musste ich mich natürlich auch erst gewöhnen, ich weis nicht wie oft ich zu Betti sagte:"Boah, das ist aber teuer!" Für sie hat sich nicht viel verändert, da die Preise ziemlich ähnlich wie die Zuhause sind.

Nach drei Tagen geniessen, relaxen und vorbereiten setzten wir uns dann auf den Sattel und wollten die Stadt dem Meer entlang Richtung Osten verlassen. Es war Sonntag und wir machten die Rechnung ohne die sportbegeisterten Aucklander. Ausgerechnet an diesem Tag fand der " Run around the Bay" Lauf statt an dem gut 75'000 Läufer teilnahmen. Die Strasse war also gesperrt und da ein anderer Weg keine Option war nahmen wir halt kurzerhand an dem Lauf teil :) Es war mehr ein gemütliches Gehen als ein Lauf und so schoben wir unsere Velos am Schluss des Feldes die gut 8 Kilometer bis ins Ziel...Wir haben uns den Start etwas anders vorgestellt, aber dies war auch ganz toll:)

Ab da fing dann unsere gemeinsam Radreise aber nun richtig an. Betti musste sich zuerst an das Fahren mit viel Gepäck gewöhnen und ich das ich nun nicht einfach nur auf mich achten kann. Es war ein ziemlich anstrengender Tag mit vielen Höhenmeter, nicht gerade optimal für einen Einstieg in eine Radtour. Der Lauf hat uns einige Zeit gekostet und so kamen wir erst spät am geplanten Campingplatz an. Die Preise zum übernachten überraschten uns eher negativ, positiv war dann allerdings das auch eine Küche vorhanden war. Mittlerweile wissen wir natürlich, das sowohl die Preise wie auch der Luxus einer Küche auf Campingplätzen Standard sind.

Zur grossen Überraschung hatte Betti keinerlei Schmerzen am nächsten Morgen am A..., wie das sonst so üblich ist. Auch nicht nach dem zweiten und dritten Tag. Der Brooks Ledersattel hat sich also bewährt, was viele nicht glauben können wenn man den das erste Mal sieht:) Wir hatten auf jedenfall einen wunderbaren zweiten Radeltag entlang dem Meer, einzig der Gegenwind war störend, aber wir wollen mal nicht meckern. Das Wetterglück hielt auch am dritten und vierten Tag an, an denen wir die Coromandel Island umrundeten. Traumhafte Strecke, allerdings mit einigen Anstiegen dazwischen und die machten Betti noch recht zu schaffen verständlicherweise. Man merkt halt jedes einzelne Kilo erst so richtig wenns bergauf geht. Neben dem Velofahren war motivieren nun noch eine Tätigkeit von mir und so schafften wir jeweils zusammen die üblen steilen Anstiege. :) 

Beim ersten Ruhetag in Whitianga erlebten wir dann den ersten Regen, bis dahin war es strahlend schön. Wir harmonierten schon nach wenigen Tagen wie ein eingespieltes Team und kamen super zurecht. Kurzum, wir waren super happy gemeinsam am Reisen zu sein. Nach der Weiterfahrt spürte Betti allerdings je länger je mehr Schmerzen im Knie. Es war wohl doch etwas zuviel Belastung für den Anfang und wir entschieden und klugerweise drei Ruhetage einzulegen bevor es nur noch schlimmer wurde. Wir fanden einen perfekten Platz zum Zelten in einem Backpacker nah am Meer, das von einer älteren Frau geführt wurde. Sehr herzlich, aber etwas chaotisch veranlagt. :) Es schien als könne Sie nichts wegschmeissen, so waren Kochutensilien für eine ganze Armee vorhanden und im Wohnzimmer standen über 20 alte Fernseher. Wir hatten allerdings drei tolle Tage dort und das Knie konnte sich gut erholen.

In Waihi fand exakt als wir vorbei kamen ein Oldtimertreff statt. Dabei kommt wirklich jeder der so einen Oltimer besitzt von der Nord und auch der Südinsel in dieses kleine Kaff. Wir blieben natürlich um uns dies anzuschauen. Ein paar Fotos der besten Exemplare haben wir online gestellt. Dies war auch gleich der Abschied von der Coromandel Island und wir machten uns auf den Weg nach Rotorua und das Vulkangebiet. Das ganze Gebiet ist immernoch aktiv und es brodelt und blubbert an einigen Orten noch ganz ordentlich. Um dies zu sehen mussten wir uns allerdings erst mal die Berge hinauf kämpfen. Schön war das Betti nun keine Schmerzen mehr hatte und wir sehr gut vorwärts kamen und das immernoch bei super Wetter. Der eh schon gute Sommer hielt noch ein bisschen an wie uns alle erzählten. Auf dem Weg kam ich mir teilweise vor als wären wir auf einer Schweizer Alp. Allerdings nur auf 400 Höhenmeter und die Kühe werden durch Schafe ersetzt. :)

Rotorua selbst liegt schön an einem See, aber es ist wohl der touristischte Ort überhaupt auf der Nordinsel. Wir blieben nur eine Nacht, aber das Bad in dem campingeigenen Hotpool liessen wir uns natürlich nicht entgehen. Was für eine Wohltat für die geschundenen Beine :) In der Stadt liegt der Duft von verfaulten Eier, der mal weniger mal mehr riecht. Die blubbernden Schlammlöcher in der ganzen Stadt sind dafür verantwortlich. Auf halber Strecke der nächsten Etappe kamen wir dann noch am berühmten Champagner Pool vorbei. Den wollten wir uns ansehen und so zahlten wir das ziemlich üppige Eintrittsgeld. Es war aber wohl was Einmaliges und sieht ziemlich cool aus. All die anderen Tümpel die in verschiedenen Farben leuchten hätten wohl etwas spektakulärer ausgesehen wenn es mal geregnet hätte in den Tagen zuvor. 

Nach einer Tagesetappe erreichten wir dann den Lake Taupo und dessen gleichnamige Stadt. Da musste ich erstmal einen Schlafsack kaufen für mich. Meine Sommerversion war für die Nächte in Neuseeland defintiv zu dünn. Es war immer wunderbar warm den Tag durch, aber es kühlte ganz schön ab in der Nacht. Wir legten wiedermal einen Tag Pause ein mit Zeltplatz direkt am Ufer des Sees. Da die Hauptsaison vorbei ist hatten wir immer praktisch den ganzen Platz für uns und unsere Ruhe. Öfters traffen wir auch andere Radler, unter anderem ein Schweizer Paar, das seit zwei Jahren unterwegs ist. Ansonsten war ich immer derjenige der mit seinen 11 Monaten die Nase vorne hatte :)

Die gemütlichen Ruhetage gehen immer sehr schnell vorbei, aber wir wollten nicht allzu viel Zeit in die Nordinsel investieren und bald möglichst auf die Südinsel gelangen. Das wahre Paradies von Neuseeland wie wir immer wieder hörten. Wir genossen aber auch die nächsten Tage, die Fahrt ging noch dem See entlang und dann mitten durch den Nationalpark. Kein Verkehr und links die grossen Vulkane, die teilweise immernoch ein wenig heissen Dampf auststossen. Wir mussten ganz schön hinaufklettern und übernachteten dann auch auf 900 Höhenmeter. Was war ich froh um meinen Winterschlafsack, es war eine richtig kalte klare Nacht. So musste ich am nächsten Morgen tatsächlich wiedermal lange Hosen anziehen zum Radeln, nach über 10 Monaten :) Immerhin die Regenhosen blieben immernoch im Packsack, das Wetter meinte es gut mit uns...

Wir machten uns danach langsam wieder Richtung Meer auf und wählten dafür die abgelegene aber superschöne Wanganui River Road. Wenig befahren und teilweise Kiesweg. Bis anhin hatten wir keinerlei Probleme mit dem Rad und wie so oft passiert es dann im dümmsten Augenblick. Meine Radaufhängung am Hinterrad gab den Geist auf und brach entzwei. Alles improvisieren half nichts und ich konnte nicht mal mehr stossen geschweige den fahren. So blieb uns nichts anderes übrig als warten, warten auf eine Mitfahrgelegenheit. Und wir hatten Glück im Unglück, das erste Auto das hielt war eine gestresse Frau, die uns aber sagte das Ihr Mann gleich kommen würde mit einem grösseren Wagen. Tatsächlich, 10 Minuten später hielt ihr Mann und nahm uns auf, etwas mürrisch aber er nahm uns mit. Wir waren gottenfroh, bis nach Wanganui waren es nämlich noch gut 60 Kilometer. Seine Laune wurde immer besser und wir unterhielten uns ein wenig über Gott und die Welt und schlussendlich brachte er uns bis vors Radgeschäft. Unser Geld als Dankeschön lehnte er dann schon fast verärgert ab. Sehr hilfbereit, aber ein wenig Eigen diese Kiwis :D

Gerade noch so vor Ostern platzte ich in den Laden und bat um Hilfe. Tatsächlich kriegten sie es hin bis zum nächsten Nachmittag und wir waren nicht gezwungen die ganzen Ostern in Wanganui zu verbringen. Es war ein wenig schade, das wir dieses schöne Stück nicht selber radeln konnten, aber ich war heilfroh war mein Rad nun wieder in Ordnung. Von Wanganui an gab es leider nur noch die Hauptstrasse als Route bis Wellington. Wir traten kräftig in die Pedalen und kamen gut voran, immerhin bis zum Mittag. Mitten in einer Ortschaft habe ich ein Schlagloch übersehen und zack war die Schraube am Gepäckträger gebrochen. Das kaputte Stück steckte natürlich noch im Gewinde und es war Ostersamstag. Wir freundeten uns schon mit dem Gedanken an mit dem Zug nach Wellington zu fahren und die Ostertage da zu verbringen. Aber es hatte tatsächlich noch ein Radgeschäft geöffnet um halb 12 Uhr Mittags und sich meinem Problem auch gleich annahm. Schon wieder Glück im Unglück. So kamen wir doch noch weiter und fuhren die nächsten zwei Tage nach Wellington, meist halt auf der vielbefahrenen Hauptstrasse. Von der Strecke her hätten wir gut den Zug nehmen können, aber selber in die Hauptstadt einzufahren ist immer was Besonderes.

Damit hatten wir also die Nordinsel einmal von Nord nach Süd durchquert. Wir hatten extra einen Teil an der Ostküste weggelassen um mehr Zeit auf der Südinsel zu haben. Bis unsere Fähre ging hatten wir aber noch zwei Tage Zeit uns die Stadt ein wenig anzuschauen. Wir hatten eigentlich das erste Mal so richtig Regen trotzdem zelteten wir auch hier, im Garten eines Backpackers. Der Regen liess nach, dafür kam heftiger Wind auf. Wir schauten uns trotzdem die Hafenpromenade an, aber waren nicht gleich begeistert wie von Auckland. Irgendwie fehlte was, vielleich war es auch einfach das schlechte Wetter. Wirklich toll hingegen, ist das Te Papa Muesum (Nationalmuesum) direkt am Hafen. Es ist ein wenig wie das Technorama in Winterthur mit vielem interaktiven Zeugs, allerdings geht es um die Geschichte und die Natur in Neuseeland. Ziemlich gelungen das Ganze und das gratis! Wir waren dann aber doch froh als endlich unsere Fähre ging. Um 5.45 Uhr mussten wir aufstehen, ich weis nicht wann ich das letzte Mal so früh aufgestanden bin...:D